Hortus, Pionierprojekt für nachhaltiges Bauen
Ein Bauprojekt für ein Bürogebäude in Allschwil bei Basel übernimmt eine Vorreiterrolle in Sachen nachhaltiges Bauen. HORTUS (house of research, technology, utopia and sustainability) denkt Ökologie weiter. Das moderne Bürogebäude kompensiert die für den Bau aufgewendete Graue Energie innerhalb einer Generation. Und wie? Als Lieferant von Sonnenenergie vom Dach und von der Fassade.
Nachhaltigkeit geht hier aber noch viel weiter. Mit der Verwendung natürlicher Materialien aus der Region setzt HORTUS neue Massstäbe. Nach dem Leitprinzip der «Liebe zum Ort» entstand der ganzheitliche Gedanke und die naheliegende Idee, Baumaterialien direkt vom Ort zu verwenden: Erde und Holz.
«Wenn wir an einem Ort eingreifen, hinterlassen wir mindestens gleich viel Wert, wie der Ort davor hatte»Johannes Senn, Bauherr und Geschäftsführer der SENN Gruppe
Nachhaltigkeit auf allen Ebenen
Ein zentrales Thema bei der Projektentwicklung war die Nachhaltigkeit im Ursprung. So musste das verbaute Holz regional beschafft werden. Darüber hinaus wurde unter der Leitung von Blumer Lehmann nachvollziehbar aufgezeigt und dokumentiert, aus welchem Wald welches Holz stammt. Für die insgesamt benötigten 3000 m3 Holz bedeutete das, die Verfügbarkeit mit 5 Sägewerken und 30 Forstrevieren frühzeitig sicherzustellen. Neben der Baustoffbeschaffung spielten auch die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft, Cradle to Cradle und Second Life eine grosse Rolle. So können die Bauteile am Ende ihrer Nutzungsdauer demontiert, wiederverwendet oder dem Wald und der Erde zurückgegeben werden. Zur Nachhaltigkeit im Ursprung gehört auch, dass möglichst wenig bearbeitete Materialien wie Massivholz und nur minimal verleimtes Stabschichtholz verwendet wurden.
«Wir müssen fähig sein, allem eine nachhaltige und eigene Schönheit zu verleihen. Das ist wirklich eine Herausforderung, aber auch eine reizvolle Idee. Denn es schafft eine neue Ästhetik auf dieser Welt.»Jacques Herzog, Architekt, Herzog & de Meuron
Holz-Lehm-Verbund-Elemente aus der Feldfabrik
Lokaler geht's nicht: Die speziell für die Decken entwickelten Holz-Lehm-Verbundelemente bestehen zu einem grossen Teil aus dem Aushubmaterial der Baustelle. Die Elemente wurden in unserem Werk in Gossau aus Holz hergestellt. Anschliessend wurden sie direkt neben der Baustelle in einer Zelt-Feldfabrik mit Aushub befüllt und gestampft, die Blumer Lehmann zusammen mit dem Lehmbau-Partner Lehm Ton Erde entwickelt hat.
Die von Lehm Ton Erde entwickelte Stampflehmrezeptur besteht zu 76 % aus lokalem Aushubmaterial und zu 24 % aus regionalem Mergel. Die Mischung wurde aus den gesiebten und gebrochenen Komponenten hergestellt. Speziell entwickelte Minibeschicker füllten die Lehmmischung in die vorgefertigten Holzelemente. Mit Stampfern und Rüttelplatten wurde das Gemisch zu Stampflehm verdichtet.